Chronik bis 1999
Die Gemeinde Obererbach ist ein typisches kleines Westerwalddorf in ruhiger Lage und liegt
dennoch nicht abseits des Geschehens. Der Ort liegt etwa in der geografischen Mitte
zwischen der Kreisstadt Montabaur und der Domstadt Limburg. Diese beiden Städte mit ihren
Industrie- und Handelsbetrieben bieten einer großen Anzahl von Dorfbewohnern Arbeit und
Einkommen. Abgesehen von einem Basaltwerk hat Obererbach keine eigene Industrie. Die
vormals durch die Landwirtschaft geprägte Lebensweise hat sich dem Arbeiter- und
Angestelltendasein angepasst. Trotzdem kennt noch jeder jeden im Dorf und nicht zuletzt
durch die Aktivitäten der verschiedenen Vereine hat das Leben auch noch seine gemütlichen
Seiten behalten.
Es ist wohl verständlich, dass die Besiedlung unseres Ortsgebietes in der Steinzeit nur
im Zusammenhang mit dem ganzen unteren Westerwald und dem Lahntal gesehen
werden kann. So finden sich Zeugnisse vorgeschichtlicher Besiedlung in den Höhlen von
Diez und Steeden. Hier wohnten schon in der Altsteinzeit Menschen, die wahrscheinlich
von Vertretern der Neandertaler-Gruppe abstammten. Aus der Jungsteinzeit (4000-2000
v. Chr.) stammt ein "spitznackiges Steinbeil", das 1929 in unserer Gemarkung gefunden
wurde und aus der sog.
Matthias Ludwig aus
Hundsangen fand 1981 am
Südosthang des
Obererbacher Miltersberg
dieses fragmentierte Basalt-
Steinbeil.
12,5 cm lang, 7,2 cm breit 3
cm dick und beiderseits
geglättet, zeigt das Gerät
einige Schrammen. Schneide
und Nacken sind
abgebrochen.
"Glockenbecher Kultur" stammt. In die "Früh-Latènezeit" werden Gräber und
Siedlungsreste datiert, die 1944 beim Abbau des Basaltes im Steinbruch auf dem
Miltersberg zerstört wurden. Die Bewohner dieser von einem Ringwall umgebenen
Siedlung gehörten zur Hunsrück-Eifelkultur und waren stark keltisch beeinflusst. Die
germanischen Ubier verdrängten in den darauffolgenden Jahrhunderten die keltische
Bevölkerung und mussten 40 v. Chr. Den Stämmen der Usipeter und Tencterer weichen.
In der darauffolgenden Zeit gehört Obererbach zum erweiterten Grenzgebiet des freien
Germaniens und dem römischen Reich. Dieses brachte zwar kriegerische Grenzkonflikte mit
sich, hatte aber auch befruchtenden Einfluss auf Handel und Kultur der germanischen
Bevölkerung. In den Jahren des auslaufenden 3. Jahrhunderts n. Chr. Kommt es wiederum zu
regen Völkerverschiebungen in unserem Gebiet. Hierbei wurde unter anderem das Limeskastell
Saalburg zerstört und vorübergehend aufgegeben. In diese Zeit fällt auch die Vergrabung der
1944 im Steinbruch am Miltersberg gefundenen römischen Münzen.
1944 kam der römische
Münzschatz von Obererbach bei
Steinbrucharbeiten am
Miltersberg zutage. Der Schatz
wurde um 220 n. Chr. verborgen.
Die Münzreihe reicht von Mark
Anton bis Elabagal. Ein Teil ist im
Münzkabinett des
Landschaftsmuseums Westerwald
zu bestaunen.
Die genaue Ursache und der Zeitpunkt der über 800 vergrabenen Dinare sind unbekannt. Doch
weiß man, dass die jüngsten Münzen im Jahre 194 unter Septimus Severus geprägt wurden und
Abbilder römischer Kaiser und Feldherren zeigten. In der darauffolgenden Völkerwanderungszeit
versinkt die Geschichte unseres Gebietes wieder weitestgehend im Dunkeln. Bis zum 6.
Jahrhundert entstehen dann Orte wie Humbach (früherer Name von Montabaur), Runkel und
Dietkirchen.
In den darauffolgenden Jahrhunderten entstanden eine große Anzahl kleiner Westerwaldorte.
So kam es, dass man um 1290 jeweils am 9. August im Stift Dietkirchen eines Dietrich von
Offheim gedachte, dem das Stift einen Zins von 2 Schillingen in "Erlebach" verdankte. Diese 2
Schillinge Zins hatte das Stift um 1293 in "superiori Erlebach", in dem oberen Erlebach von
Hiltwins Erben.
wörtlich übersetzt:
An dem 5.Iden des August (= 9.
August) ist Dietrich von Offheim,
unser Mitbruder, gestorben, der
unserer Kirche 2 Schillinge in
Obererbach geschenkt hat, zu
dessem Jahresgedächtnis auch 6
Schillinge von dem Haus gegeben
werden, das er unserer Kirche
zusammen mit den genannten 2
Schillingen geschenkt hat.
In der deutschen Namensform kommt das Dorf zuerst 1396 als Obrin Erlebach vor. Die Ufer des
jetzigen Erbaches waren wohl in früherer Zeit durch stärkeren Bewuchs mit Erlenbäumen
gekennzeichnet, so dass dieser und die beiden an ihm gelegenen Dörfer dadurch ihren Namen
bekamen. In der Nähe von Frankfurt und bei Camberg gibt es ebenfalls Orte gleichen Namens, die
schon vor 768 entstanden sind. Ober- und Niedererbach sind wohl kaum viel jünger. Obererbach
gehörte wahrscheinlich schon 1329 zum Kirchspiel Hundsangen, das bereits eine eigene Pfarrkirche
besaß. Dieses Kirchspiel befand sich im Niederlahngau, dessen letzte Gaugrafen sich seit 1073
nach ihrer Burg "Grafen von Diez" nannten und 1386 ausstarben. An der seit 1420 in mehrere Teile
aufgeteilten Grafschaft Diez waren neben den Grafen von Nassau-Dillenburg zuletzt noch Hessen
bis 1557 und Kurtrier bis 1564 beteiligt. Bei der Teilung im Diezer Vertrag erhielt Kurtrier 1564 vor
allem die vier alten Westerwälder Kirchspiele und Gerichte Salz, Meudt, Nenterhausen und
Hundsangen. Obererbach, das 1379 im Gericht und 1525 im Kirchspiel Hundsangen bezeugt ist, war
seit 1564 dem kurtrierischen Amt Montabaur zugeteilt, mit dem es 1802 dem Fürstentum Nassau-
Weilburg und 1806 dem Herzogtum Nassau angehörte. 1866 kam Obererbach mit dem Amt
Wallmerod an Preußen und 1867 zum Unterwesterwald.
Im Kirchspiel Hundsangen bildete Obererbach mit Oberhausen 1525 eine Heimgereide mit
einer gemeinsamen Verwaltung. Vorsteher dieser Heimgereide oder Zeche war ein
Heimberger. Die Liste der Heimberger ist beginnend von Heyncze Mecze im Jahre 1442 bis
1804 fast durchgehend bekannt. In der nassauischen Zeit standen an der Spitze der
Gemeinde die Schultheißen, bis diese im Revolutionsjahr 1848 durch Bürgermeister
abgelöst wurden.
Den "Zehnten" hatten ursprünglich die Waldboten zu Waldmannshausen (1394), als "Lehen"
von den Grafen von Katzenelenbogen. Später wurde dieser an den trierischen Landhofmeister
und Amtmann zu Molsberg Philipp von Reifenberg verkauft. Der Zehnt wie auch ein Hof und
zwei Mühlen in Obererbach, die sich im Besitz Philipp von Reifenberg befanden, wurden in
den darauffolgenden Jahrzehnten mehrmals verpfändet. Beide Mühlen wurden im
Dreißigjährigen Kriegzerstört und erst 1654 wieder aufgebaut, wonach sie noch häufig ihren
Besitzer wechselten. Neben vielen Adeligen aus unserem Raume hatten auch der bekannte
Limburger Bürger Werner Sänger (1364), die Abtei Eberbach im Rheingau (1463), das Kloster
Dirstein bei Diez (1465) und die Stiftskirche zu Dietkirchen (1290) und Gemünden (1483)
Einkünfte und Güter in Obererbach.
1525 lebten in Obererbach und Oberhausen 10 Familien, die durchweg Eigenleute waren und
ihren Herren (z. B. Isenburg-Grenzau) für deren besonderen Schutz Bede und ein Huhn zu
zahlen hatten. In Obererbach gab es 1589 15 Dienstleute, die Trier einen oder zwei Heller
jährlich zahlten und vie Leute, die zur trierischen Grafschaftsbede gehörten. Im Jahre 1786 gab
se in Obererbach keine Leibeigenschaft mehr.
1564 wurden in Obererbach 15 Feuerstellen (Haushalte) gezählt. Das Dienstregister der
kurtrierischen Kellerei Montabaur verzeichnet 1653, also nach dem Grauen des Dreißigjährigen
Krieges in Obererbach nur noch 6 Haushalte. Diese waren: Johann Ninckh (Heimberger), Johann
Malm, Georg Contz, Franß Distell, Hanß Lentz, der als "Vagabundus" bezeichnet wird, weil er wohl
als Händler oder Gelegenheitsarbeiter herumzog und ein Albert Müller, der als besonders arm
verzeichnet ist. Nach diesem Tiefstand gab es 1648 schon wieder 11 und 1754 gar 39 Feuerstellen
(ca. 150 Einwohner). Die Hauptnahrungsquelle war im 18. Jahrhundert der Fruchtanbau,
Wiesewuchs und Viehzucht. 1828 gab es außer den beiden Mühlen schon 3 Maurer, 2 Wirte und je
einen Yrobschmied, Schneider und Strohdecker im Dorf. Der Amtsverwalter zu Montabaur Damian
Linz schreibt 1786 vom Charakter der Einwohner der vier Kirchspiele, zu denen auch Obererbach
gehört: "zeichnen sich merklich aus, sind arbeitsam, muthig und doch gelehrig, lieben die Fremde,
sind zu Hauß bis zum Geitz sparsam und im Wirtshaus zum prahlen verschwenderisch, können
mehr reinlich als unreinlich genannt werden".
Etwa ab der Mitte des letzten Jahrhunderts änderten sich die eingefahrenen politischen Strukturen
infolge des immer stärker werdenden Freiheitsgedanken grundlegend. Auch für Obererbach hatte
dieses erste Konsequenzen. Auf Beschluss der herzoglich Nassauischen Landesregierung vom 1.
Dezember 1865 wurde der Gemeinde eine eigene Schule genehmigt, nachdem die Kinder
jahrelang die total überfüllte Elementarschule in Pütschbach besuchten. So begann der Lehrer
Johann Höhn am 24. Dezember 1865 zur Zeit des Bürgermeisters Caspar Wirtz seine Tätigkeit. Der
Unterricht fand mit 23 Buben und 33 Mädchen in einem "geräumigen Saale" im Wohnhaus des
Sebastian Ruster statt. Das Mobiliar bestand aus Wirtshaustischen und einfachen Bänken. Am 28.
Dezember 1875 wurde dann das neuerrichtete Schulgebäude eingeweiht und der Bestimmung
übergeben.
21. April 1884 erfolgte die Glockenweihe und am 26. Mai 1884 die Einweihung, wobei der damalige
Schullehrer mir den M nnern des Dorfes einige mehrstimmige Lieder zur Versch nerung des Festes
darbot. In dem Buch "Hundsangen Heimat" erw hnt der Autor Dr. Joseph Wagenbach in diesem
Zusammenhang besonders die Gebefreudigkeit der Obererbacher Bevölkerung.
Inzwischen hatte mit der Grundsteinlegung am 23. April 1883 ein weiteres Ereignis seinen Lauf
genommen. Es wurde eine eigene Kapelle gebaut.
Für den einmalig zu zahlenden Preis von 2000 Goldmark wurde Obererbach im Frühjahr an die
Wasserversorgung der Gemeinde Hundsangen angeschlossen. Die Arbeiten wurden durch die
allgemeine Mobilmachung am 1. April unterbrochen und während des ersten Weltkrieges provisorisch
zu Ende geführt. Der durch monarchistische Machtgier verursachte Krieg von 1914 bis 1918 forderte
von 6 Männern des Dorfes das Leben. Die gar nicht so goldenen Zwanziger-Jahre, wo wir als
"Brückenkopf Koblenz", von fremden Soldaten besetzt wurden, brachten dem Dorf mit Arbeitslosigkeit
und Inflation, kaum schöne Tage. Dennoch sollten die Wahlergebnisse am Anfang der Dreißiger Jahre
nicht unerwähnt bleiben, in denen die Bevölkerung des Dorfes jeder Form des Extremismus eine klare
Absage erteilt. (Wahl von 1932: NSDAP 7; SPD 1; KPD 7; Zentrum 132). In der Hitlerzeit, die die
zweite Weltkatastrophe des Jahrhunderts verursachte, verlor die Gemeinde 20 Söhne, Brüder und
Väter aus ihrer Mitte. Die Zivilbevölkerung bleibt weitgehend verschont und erwartete die
amerikanischen Befreier am 26. März 1945 mit weißen Bettüchern.
Am 07.03.61 beschloss der Gemeinderat mit seinem Bürgermeister Kaspar Ruster einstimmig den Bau einer
neuen Schule.
Der mit den Gesamtkosten von 200.000 DM veranschlagte Neubau wurde am 21. Juni 1964 feierlich
eingeweiht.
Am 20. März 1973 wurde nach einer vier Monate dauernden bürgermeisterlosen Zeit Friedel Wieser zum
neuen Ortsbürgermeister gewählt. Obererbach zählt 429 Einwohner.1974 wurde die Baulandumlegung
"Florheck und Nöll" beschlossen und im Jahre 1979 abgeschlossen. Ebenso wurde in denselben Jahren in
der Gemeinde eine vereinfachte Flurbereinigung ausgeführt. 1975 beschloss der Rat den Bau einer
Friedhofshalle. Zu erwähnen sei hier die kurze Bauzeit, Februar bis November 1975 und das fast alle
Arbeiten in Eigenleistung von Bürgern der Gemeinde ausgeführt wurden. 1981 musste die Erbachbrücke
wegen Einsturzgefahr erneuert werden, hierbei wurde auf Wusch der Gemeinde ein Gehweg vom
Ortsausgang entlang der Straße zum Friedhof angelegt. Kostenträger war der Westerwaldkreis. Am
17.09.82 wurde der Gemeinde die Genehmigung erteilt ein eigenes Wappen zu führen. Ohne öffentliche
Zuschüsse, mit viel Eigenleistung und 12.000 DM Gesamtkosten wurde im Oktober der Kinderspielplatz
"Auf der Nöll" eingeweiht. 1983 wurde auch von der Kreisverwaltung der Bau des Dorfgemeinschaftshauses
mit Feuerwehrhaus genehmigt. Baukosten 668.400 DM, bei dem sich das Land mit 140.000 DM und die
Verbandsgemeinde mit 15.000 DM beteiligten. Eigenleistungen wurden mit 100.000 DM eingesetzt. Am
11.05.1984 wurde mit den Bauarbeiten begonnen
Zwischen dem 2. und 4. Juni 1984 feierten die Obererbacher ihre 100 jährige Kirmes mit großem
historischem Festzug am Sonntag dem 3. Juni 1984.
Am 2. November 1984 wurde der Grundstein für die Erbachhalle gelegt und am 16.Mai 1985 eingeweiht. In
einem festlichen Gottesdienst unter Mitwirkung von Domkapellmeister Hans Bernhard aus Limburg wird
Januar 1989 die neue Orgel in der Kapelle "Johannes der Täufer" eingeweiht. Obererbach zählt 473
Einwohner. Am 25.07.1989 wird Friedel Wieser erneut zum Ortsbürgermeister gewählt. 1991, Obererbach
zählt 490 Einwohner, die Verbandsgemeinde Wallmerod beschließt die Grundschule Obererbach/Weroth
aufzuheben. Nach der Neuordnung werden die Kinder der Klassen 1-4 zum 1.08. der Grundschule
Hundsangen zugewiesen. Im Jahre 1992 zählt die Ortsgemeinde 490 Einwohner. Die KEVAG verlegt
Breitbandkabel und erneuert gleichzeitig das Ortsnetz der Stromversorgung. Die Kosten belaufen sich auf
40.000 DM. Am 7. August erfolgt die Einweihung des Sportplatzes. Im Jahre 1994 zählt der Ort 519
Einwohner. Erstmals werden bei der Kommunalwahl 12 Ratsmitglieder gewählt. Die Bürgermeister werden in
Rheinland-Pfalz zum ersten Mal direkt gewählt und nicht wie früher vom Gemeinderat. Am 21.11.1995 erfolgt
der erste Spatenstich für die neue Kläranlage Erbachtal. 1998, Obererbach zählt 554 Einwohner. Die
Ortsdurchfahrt K154 wurde im März fertiggestellt und somit auch die Ortserneuerung. Am 23. März feiert
Friedel Wieser sein 25 jähriges Bürgermeisterjubiläum. Bei der Kommunalwahl am 13.06.1999 wurde Karl
Heinz Geyer zum neuen Ortsbürgermeister gewählt. Die Treppe am Friedhof wurde erneuert, geplant waren
unter anderem auch der Ausbau des Kinderspielplatzes mit neuen Geräten, eine Überdachung des
Dorfplatzes, doch durch ein Herzversagen konnte Ortsbürgermeister Geyer dies alles nicht mehr miterleben.
Er verstarb plötzlich und unerwartet am 26. April 2001. Der erste Beigeordnete Reinhard Krämer übernahm
kommissarisch die Amtsgeschäfte bis zur Neuwahl am 12. August 2001 wo er mit großer Mehrheit zum neuen
Ortsbürgermeister gewählt wurde. werden.